Zusammen mit anderen Einrichtungen der Fachinstitute Blauschek veranstaltete Schloss Varenholz im Kinocenter Rinteln einen Fachtag zum Thema „Umgang mit Systemsprenger*innen in bestehenden Hilfesystemen“, an dem neben den pädagogischen Fachkräften aus den Jugendhilfeeinrichtungen und Privatschulen der Fachinstitute Blauschek auch zahlreiche Fachkräfte und Entscheider*innen aus dem Bereich Erziehung und Bildung teilnahmen. Als „Systemsprenger*innen“ gelten Kinder und Jugendliche, bei denen aufgrund von schweren Traumatisierungen, gewaltförmigen oder verfestigten selbst- und fremdverletzenden  Verhaltensmustern, Drogen- und Suchtabhängigkeit, massiv schuldistanziertem und schulaversivem Verhalten oder gar „Entkoppelung alle Maßnahmen der Jugendhilfe scheitern.

Pädagog*innen werden dabei immer wieder damit konfrontiert, dass diese High-Risk-Klientel offenbar durch Unterstützungsangebote nicht erreichbar erscheinen und aufgrund ihrer nicht selten massiv provozierenden und grenzverletzenden Handlungen durch die einzelnen Systeme „hindurchgereicht“ werden, bis sie letztlich in einer Pendelbewegung zwischen Jugendhilfe, Straßenszene, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Jugend-Justizvollzugsanstalt hängen bleiben und vor den Augen des Hilfesystems zu „hoffnungslosen Fällen“ erklärt werden. Wie aber kann eine individuelle Passung zwischen den Bedarfen dieser Zielgruppe und den pädagogischen Angeboten hergestellt werden? Können klare Grenzen, Präsenz, Beziehung und Stärke eine erfolgversprechende Perspektive sein?

Im Rahmen einer Kinovorstellung hatten alle Teilnehmer*innen am Fachtag zunächst die Gelegenheit, sich den vielfach prämierten deutschen Spielfilm „Systemsprenger“ anzuschauen. Das Drama stellt ein 9-jähriges Mädchen in den Mittelpunkt, das als titelgebende Systemsprengerin einen Leidensweg zwischen wechselnden Pflegefamilien, Wohngruppe und Sonderschule durchläuft.
Anschließend erläuterte Tijs Bolz in seinem Vortrag zum Thema: „Systemsprenger in Schule und Jugendhilfe“ u.a., welche Faktoren dazu beitragen, dass aus „Kindern in Schwierigkeiten schwierige Kinder werden“ und wie konzeptionelle bzw. personenbezogene Interventionsmaßnahmen bzw. Settings gestaltet sein sollten, um wirksam und effektiv helfen zu können. Tijs Bolz ist Sonderpädagoge und arbeitet am Lehrstuhl „Pädagogik bei Verhaltensstörungen/ Emotionale und Soziale Entwicklung“ an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Abgeschlossen wurde der Fachtag durch eine ausgiebige Diskussionsrunde, in der Tijs Bolz konkrete Fragen aus dem Auditorium beantwortete und auch den anwesenden Lehrkräften pädagogische Ansätze und Unterstützungsmaßnahmen im Hinblick auf eigentlich „unbeschulbare“ junge Menschen an die Hand gab.