Autistische junge Menschen sind in der Jugendhilfeeinrichtung Schloss Varenholz herzlich willkommen. In unserer Arbeit verstehen wir Neurodiversität als Ausdruck menschlicher Vielfalt und wenden uns entschieden gegen defizitorientierte Betrachtungen. Autismus ist für uns keine „Störung“, sondern eine besondere Form der Wahrnehmung, des Denkens und Handelns – mit eigenen Herausforderungen und einzigartigen Potenzialen.
Um unsere Mitarbeitenden bestmöglich für diese anspruchsvolle und bereichernde Arbeit zu qualifizieren, findet derzeit eine 5-tägige Fortbildung zum Thema „Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Autismus-Spektrum“ statt. Insgesamt nehmen 24 pädagogische Mitarbeitende aus Schloss Varenholz und den anderen Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen der Fachinstitute Blauschek daran teil.
Geleitet wird die Fortbildung von Anke Slebos, Diplom-Sozial- und Gesundheitspädagogin vom Autismus Zentrum Hannover, einer erfahrenen Expertin in diesem Bereich. Die Inhalte der Fortbildung sind praxisnah, reflektiert und multiperspektivisch aufgebaut:
🧩 Tag 1: Einführung in das Autismus-Spektrum
Was bedeutet Autismus eigentlich? Was umfasst das Spektrum? Gemeinsam erarbeiten die Teilnehmenden Grundlagenwissen zu Symptomen, Ursachen, komorbiden Störungen sowie kognitiven Besonderheiten wie Theory of Mind, zentraler Kohärenz und Exekutivfunktionen – lebendig ergänzt durch Praxisbeispiele.
🔍 Tag 2: Besonderheiten in der Wahrnehmung
Wie erleben Menschen im Autismus-Spektrum ihre Umwelt? Wie fühlt sich „anders sein“ von innen an? Gastreferentin Liane Bulla, selbst Autistin, gibt eindrucksvolle Einblicke und beantwortet persönliche Fragen. Themen wie Stimming, Meltdowns oder Reizüberflutung stehen im Mittelpunkt.
🛠️ Tag 3: Methoden für die praktische Arbeit
Vorgestellt werden bewährte Ansätze für die Unterstützung im Alltag:
– TEACCH®, ein strukturierendes Lernkonzept
– PECS®, ein Bildaustauschkommunikationssystem
– Marte Meo®, ein videobasiertes Interaktionsmodell
Die Teilnehmenden erhalten Impulse für eine individuelle, ressourcenorientierte Förderung.
🗣️ Tag 4: Besonderheiten der Kommunikation
Kommunikation ist oft eine große Herausforderung – sowohl für autistische Menschen als auch für ihr Umfeld. Im Fokus stehen hier Sprachentwicklung, Kommunikationsbarrieren und geeignete Methoden zur Förderung kommunikativer Fähigkeiten.
💬 Tag 5: Herausforderndes Verhalten in der Praxis
Abschließend setzen sich die Teilnehmenden mit schwierigen Verhaltensweisen auseinander – nicht nur aus fachlicher, sondern auch aus persönlicher Sicht. Welche Haltung hilft? Welche inneren Reaktionen entstehen? Fallbeispiele aus dem Berufsalltag werden gemeinsam reflektiert und lösungsorientiert bearbeitet.
Fazit:
Diese Fortbildung ist ein wichtiger Baustein unserer inklusiven Jugendhilfe-Arbeit. Sie stärkt das Verständnis für die Bedürfnisse junger Menschen im Autismus-Spektrum und fördert eine Haltung, die von Respekt, Offenheit und Professionalität geprägt ist.
Denn: Jeder Mensch verdient es, in seiner Einzigartigkeit gesehen, verstanden und gefördert zu werden.